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Aktien sind kompliziert und viel zu riskant, diese Meinung herrscht leider noch bei einem Großteil der Deutschen vor. Dabei sind Aktien alles andere als kompliziert - und riskant Zocken kann man an der Börse zwar, muss man aber nicht.
Um Aktien zu verstehen, nehmen wir uns in dieser Folge doch erstmal der Frage an: Warum gibt es Aktien und wie kannst du von ihnen profitieren?
Kleiner hilfreicher Blick in die Geschichte der Aktien
Ja, warum gibt es Aktien überhaupt? Weil sich Unternehmen damit Geld beschaffen. Werfen wir einen kurzen in die Geschichte.
Die allererste Aktie geht zurück auf das Jahr 1602, jawohl, so lange gibt es Aktien schon! Und zwar war zu dieser Zeit der Gewürzhandel gerade ein gut gehendes Geschäft. Und unter anderem die Holländer haben im Gewürz-Game kräftig mitgemischt. Es gab mehrere sogenannte Kompanien, das waren Zusammenschlüsse von holländischen Kaufleuten, die regelmäßig nach Asien geschippert sind, um Gewürze von dort nach Europa zu importieren. Diese Schifffahrten waren nicht so gemütlich und sicher wie Schifffahrten heute sind, sondern die waren relativ riskant. Ein Schiff konnte durchaus mal sinken oder gekapert werden.
So, nun brauchten die Kompanien Geld, um diese Überfahrten überhaupt erstmal zu finanzieren.
Um jetzt das benötigte Kapital für ihre Handelsflotte zu bekommen und das Risiko des Investments möglichst auf verschiedene Schultern zu verteilen, haben die Kompanien bei Investoren Kapital für ihre Fahrten eingesammelt. Was hatte jemand davon, das Risiko einzugehen und in Schifffahrten zu investieren? Naja, wenn eine Fahrt erfolgreich war, sprich: Das Schiff plus Mannschaft heile und mit Gewürzen wieder zurückkam, haben die Investoren ihr Geld zurückbekommen, plus eine Gewinnbeteiligung aus dem Verkauf der Gewürze. Es hat sich also gelohnt, das Risiko einzugehen. Jetzt gab es allerdings zu viel Konkurrenz unter den Gewürzhändler-Kompanien, was zu geringeren Gewinnen geführt hat und für Investoren nicht mehr attraktiv war. Deshalb schlossen sich die Kompanien in Amsterdam zur VOC, zur Vereinigten Ostindischen Companie zusammen. Und jetzt kam die Geburtsstunde der ersten Aktie: Die VOC wollte flexibler werden, und nicht für jede Schifffahrt einzeln Geld einsammeln. Deshalb haben sie folgende Vorreiter der heutigen Aktie entwickelt: Man konnte Anteilsscheine an der VOC kaufen, sich also an der Kompanie und ihren Handels-Unternehmungen beteiligen. Diese Investitionen waren 10 Jahre gebunden und Besitzer eines Anteilsscheins wurden währenddessen in Naturalien am Gewinn beteiligt (später dann auch mit Geld).
Nach den 10 Jahren bekamen sie ihren Einsatz verzinst zurück. Wollte ein Investor jetzt vor den 10 Jahren seine Beteiligung aufgeben, musste die VOC ihn nicht auszahlen, also den Anteil zurückkaufen, sondern man konnte seinen Anteilsschein einfach weiterverkaufen.
Die Anteilsscheine waren also frei handelbar, und das war revolutionär. Und das hieß: Lief der Gewürzhandel gut, stiegen die Anteilsscheine im Wert, weil es ja entsprechend gute Gewinnbeteiligungen gab, also hab ich als Investorin natürlich am besten verkauft, wenn es gerade gut lief, weil ich einen höheren Preis für meinen Anteilsschein bekommen konnte, als wenn es schlecht lief. Wenn es schlecht lief, ging die Gewinnbeteiligung und damit auch der Wert der Anteilsscheine in den Keller.
Das waren quasi die ersten Aktien.
Die VOC jedenfalls hat sich mit diesem System der Anteilscheine, bzw. Aktien, einen Kapitalstock aufgebaut, mit dem sie wiederum ihre Handelsflotte aufbauen und Überfahrten nach Asien organisieren konnte. Es ging also darum, sich Kapital zu beschaffen. Und das ist auch heute noch der Zweck von Aktien.: Unternehmen beschaffen sich Kapital, indem sie Aktien ausgeben, also Unternehmensanteile verkaufen.
Warum brauchen Unternehmen Geld? Unternehmen stehen in gegenseitigem Wettbewerb. Damit sie konkurrenzfähig bleiben und überleben, müssen sie innovativ sein, expandieren, gutes Personal einstellen, Forschung betreiben und natürlich Marketing betreiben. Dafür benötigen sie immer wieder frisches Geld.
Und eine Möglichkeit ist eben, sich über den Verkauf von Unternehmensanteilen Eigenkapital zu beschaffen.
Ein leichtes Beispiel zur Veranschaulichung: Stell dir vor, die Friseurin von nebenan würde dir anbieten, dass du bei ihr einsteigen kannst. Nennen wir sie Gisela. Du musst nichts machen, außer ihr einen Anteil vom ihrem Friseurladen abzukaufen. Sie betreibt ihren Laden weiter und nutzt dein Geld dafür, einen weiteren Laden zu eröffnen. Du bist nun Anteilseignerin an Giselas Friseurladen. Das bedeutet dreierlei:
1. Dividenden (auch Gewinnausschüttungen): Du wirst an den Gewinnen beteiligt, die Gisela erwirtschaftet. Denn du besitzt de facto einen Teil des Unternehmens, daher steht dir auch einen Gewinnbeteiligung zu, so wie damals den Gewürzinvestoren Gewinnbeteiligungen zustanden. Das ist die Risikoprämie dafür, dass du das Investment tätigst.
2. Stimmrecht: Du kannst mitreden, wenn es um Entscheidungen geht. Als „Mitbesitzerin“ bestimmst du z.B. mit, wie die strategische Ausrichtung sein wird, oder wie viel von den Gewinnen an die Anteilseigner ausgeschüttet und wie viel in das Unternehmen reinvestiert wird.
3. Du trägst aber eben auch das volle Risiko. Fährt Gisela den Laden an die Wand, siehst du dein Geld nie wieder.
Genau wie bei diesem Beispiel mit dem Friseurladen läuft es mit Unternehmensaktien, die du kaufen kannst. Dir gehört ein Teil des Unternehmens. Daher wirst du jährlich zur Hauptversammlung eingeladen, wo du von deinem Stimmrecht Gebrauch machen kannst. Als Besitzerin von nur einer einzigen Aktie hat deine Stimme allerdings verschwindend wenig Gewicht (es gibt übrigens auch Aktienarten, bei denen du kein Stimmrecht hast). Und du bekommst auch die Gewinnausschüttungen. Plus: Du kannst von steigenden Aktienkursen profitieren. Wenn die Unternehmensanteile im Wert steigen, dann sind deine Anteile ja auch mehr wert.
Das sind die Chancen von Aktien: Gewinnausschüttungen und steigende Aktienkurse. Aber kannst du als “ganz normaler” Mensch überhaupt von Aktien profitieren? Du bist ja schließlich nicht reich? Ja, also mittlerweile wird es dir super einfach gemacht, auch mit kleinen Beträgen in Aktien zu investieren. Es gibt Sparpläne, mit denen du echt schon mit 1 Euro pro Monat in Aktien investieren kannst. Aber, wir haben ja gesehen, es gibt Risiken. Wie machst du das mit den Aktieninvestments also, ohne dir die Finger zu verbrennen? Geht das überhaupt? Ja, das geht ziemlich gut sogar. Was du dafür als allererstes mal brauchst ist Wissen. Eigne dir Finanzwissen an, solange bis du ausreichend informiert bist. Das ist der allerwichtigste Grundpfeiler, um an der Börse erfolgreich zu sein. Denn wenn du einfach so anfängst ohne Plan, dann kann das ganz schnell schief gehen. Ein berühmtes Börsenzitat lautet nicht umsonst: Wenn du das größte Risiko beim Anlegen an der Börse sehen willst, dann schaue in den Spiegel. Warum? Weil wir Mist bauen, wenn wir ohne Plan investieren und Entscheidungen treffen. Wenn wir aber wissen, was wir tun, dann ist es eine ziemlich entspannte Sache.
So, bis hierhin war das aber ganz schön viel Input. Du weißt jetzt aber warum es Aktien gibt, nämlich weil Unternehmen Kapital beschaffen wollen, und du weißt, wie du von Aktien profitieren kannst, nämlich durch Dividenden und Kurssteigerungen.